Gut- und bösartige Tumore
Bei fast allen potentiell heilbaren, soliden bösartigen Tumoren, spielt die operative Tumorentfernung eine zentrale therapeutische Rolle. Die Therapie diverser Tumore der Verdauungsorgane (von der Speiseröhre bis zum Mastdarm) ist eine zentrale Aufgabe der Viszeralchirurgie.
Interdisziplinäres Tumorboard
Alle unsere Patienten mit einer Krebserkrankung werden ausführlich an der interdisziplinären Tumorkonferenz des Lindenhofspitals, vor und nach der Therapie, besprochen. An dieser Tumorkonferenz nehmen Radiologen, Chirurgen, Onkologen, Strahlen-Therapeuten, ggf. Magendarmspezialisten und Pathologen teil. Für jeden Patienten wird dabei, unter Berücksichtigung weiterer vorliegender Erkrankungen, ein individuelles, leitlinienkonformes Therapiekonzept erstellt. Dabei ist es möglich, dass je nach Stadium einer Tumorerkrankung, die Empfehlung für eine Vor- (neoadjuvant) oder Nachbehandlungen (adjuvant) mittels Chemo- oder Radiotherapie (ggf. auch in Kombination) ausgesprochen wird. Dies als Ergänzung zur operativen Therapie. Die Therapieentscheidung wird dabei im Team, entsprechend dem aktuellsten Stand der Wissenschaft, gefällt.
Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)
In den meisten Fällen entwickelt sich ein Darmkrebs aus einer gutartigen Vorstufe (Adenom). In ca. 10% der Darmkrebsfälle sind genetische Faktoren beteiligt, welche die Entstehung eines Krebses begünstigen. Die Früherkennung spielt für den Behandlungs- und Heilungsverlauf eine entscheidende Rolle. Je früher man einen Darmkrebs erkennt, desto besser kann man ihn behandeln. Von grosser Bedeutung sind dabei Früherkennungsuntersuchungen, wie z.B. der Test auf verborgenes Blut (okkultes Blut) oder auch die Durchführung einer Vorsorge-Darmspiegelung (Koloskopie).
Therapiemöglichkeiten
Wann immer möglich wird der erkrankte Darmabschnitt operativ entfernt (Darmresektion). Je näher der Tumor am Darmausgang liegt, desto öfters muss dabei vorübergehend ein künstlicher Darmausgang angelegt werden.
Bei einem tiefen Enddarm-Krebs (Rektumkarzinom) wird in bestimmten Fällen eine neo-adjuvante Radio-Chemotherapie empfohlen. Dabei wird der Darm vor der Operation mit Strahlen- und Chemotherapie vorbehandelt. Ca. zwei Monate später wird dann die Operation durchgeführt.
Ein Dickdarmkarzinom wird in der Regel operativ entfernt. Je nach Tumorstadium, oder beim Vorliegen von Ablegern (Metastasen), folgt eine adjuvante, d.h. postoperative Chemotherapie. Diese senkt die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens der Erkrankung. Zur Erleichterung der Therapie wird oft ein Port-a-Cath-System eingelegt. Über dieses können Medikamente verabreicht werden, ohne die Venen am Arm zu schädigen.
Magenkrebs (Magenkarzinom)
Das Magenkarzinom ist ein bösartiger Tumor der Magenschleimhaut. Seit der möglichen Behandlung von säurebedingten Erkrankung mit modernen Medikamenten (Protonenpumpenhemmer) ist das Auftreten von Magenkarzinomen selten geworden. Allerdings ist der weltweit immer noch die 5. häufigste Krebserkrankung. Die Diagnose eines Magenkrebses wird meist durch eine Probenentnahme im Rahmen einer Magenspiegelung (Gastroskopie) gestellt. Haben sich in den Proben bösartige Zellen gezeigt, werden mithilfe von weiterer Bildgebung die umliegenden Organe und die Lunge hinsichtlich möglicher Ableger untersucht. Weitere mögliche Spezialuntersuchungen sind die Magnetresonanz-Untersuchung und die PET-CT Untersuchung.
Therapiemöglichkeiten
Wird ein Magenkrebs operiert, dann ist immer eine Heilung das oberste Ziel der Behandlung. Dies ist möglich, wenn der Tumor auf die Magenwand begrenzt ist und keine Ableger in anderen Organen vorhanden sind.
In vielen Fällen ist eine Teil- oder auch die Entfernung des ganzen Magens notwendig. Ziel dabei ist die vollständige Entfernung des Tumors und der allenfalls befallenen Lymphknoten. Zur Wiederherstellung der Kontinuität des Magen-Darm-Traktes wird im Falle einer totalen Magenentfernung, der Dünndarm direkt an die Speiseröhre angeschlossen oder ein kleiner Ersatzmagen gebildet.
Beim Vorliegen von grösseren Tumoren oder Lymphknotenbefall wird heute eine präoperative Chemotherapie durchgeführt (neoadjuvante Therapie). Nach der erfolgten Operation, kann eine Komplettierung der Chemotherapie notwendig werden.
Tumore der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
Leider sind Tumore der Bauchspeicheldrüse oft bösartig. Hierzu zählen der Bauchspeicheldrüsenkrebs (duktales Adenokarzinom): Dieser zeigt ein oft aggressives Verhalten mit schnellem Einwachsen in umliegende Strukturen (z.B. Gefässe), Organe (Zwölffingerdarm, Magen) und Bilden von Ablegern (Metastasen).
Ein weniger aggressives Verhalten zeigen Tumore, welche sich aus neuroendokrinen Zellen heraus entwickeln. Auch diese Tumore müssen dennoch häufig chirurgisch entfernt werden, sofern dies die Ausdehnung des Tumors zulässt.
Mit der zunehmenden Qualität und dem vermehrtem Einsatz von CTs und MRTs werden immer häufiger auch Zufallsbefunde der Bauchspeicheldrüse entdeckt. Dies sind meist Zysten, welche zum Teil als Vorstufe für die Entstehung einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse gelten (intraduktal papillär-muzinöse Neoplasien IPMN oder muzinöse Zysten). Hier muss im Einzelfall, beim Vorliegen bestimmter Kriterien, ebenfalls eine Resektion in Erwägung gezogen werden.
Therapiemöglichkeiten
Eine Operation des Pankreaskrebses ist nur sinnvoll, solange es keine Ableger gibt und der Tumor komplett zu entfernen ist. Falls diese Bedingungen nicht erfüllt sind, ist in ausgewählten Fällen eine Vorbehandlung mittels Chemotherapie möglich. Bei gutem Ansprechen kann eine Operation zur kompletten lokalen Entfernung anschliessend möglich werden.
In den Fällen, in welchen eine chirurgische Therapie nicht sinnvoll ist, geht es in der weiteren Behandlung darum, die Symptome der Patienten zu lindern und möglichst lange eine gute Lebensqualität zu erhalten.
Um die bestmögliche Therapie anbieten zu können ist hier eine enge Zusammenarbeit den verschiedenen Disziplinen (medizinische Onkologie, Gastroenterologie, Radiologie, Radioonkologie und Viszeralchirurgie) von entscheidender Bedeutung.
Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom)
Die Krebserkrankungen der Speiseröhre entsprechen ca. 1% aller Krebserkrankungen pro Jahr in der Schweiz. Neben Rauchen, erhöhtem Alkoholkonsum und starkem Übergewicht , kann auch eine langjährig bestehende starke Refluxerkrankung ein Risikofaktor für die Entstehung eines Speiseröhrenkrebs sein. Wie beim Magenkarzinom wird die Diagnose meist endoskopisch, durch einen mikroskopischen Nachweis von veränderten Zellen in entnommenen Proben, gestellt.
Für das weitere Vorgehen ist der Ausschluss von Ablegern und Beurteilung der Tumorausdehnung durch ein zusätzlich bildgebendes Verfahren entscheidend.
Therapiemöglichkeiten
Eine Heilung ist nur möglich, wenn sich der betroffene einen Teil der Speiseröhre komplett entfernen lässt. Hierzu wird der verbliebene Anteil wieder mit dem Magen verbunden. Bei grösseren Tumoren kann eine Vorbehandlung mittels Chemotherapie und oder Strahlentherapie notwendig sein. Bei gutem Ansprechen kann dies eine Resektion ermöglichen und die Erfolgsaussichten des Eingriffes verbessern.
Lebermetastasen
Die häufigste Ursache für behandelbare Lebermetastasen ist eine Dickdarmkrebserkrankung, welche Ableger in der Leber bildet. Hier kann eine totale Entfernung der Metastasen zu einer Tumorfreiheit führen. Dies ist immer abhängig von der genauen Lokalisation, sowie der Anzahl der Lebermetastasen. Ist eine komplette chirurgische Entfernung nicht sicher möglich, gibt es die Möglichkeit für eine lokale Zerstörung der Tumorableger mittels Mikrowellen oder Radiofrequenzablation. Dabei ist eine Kombination der verschiedenen Techniken zur möglichst vollständigen Entfernung der Metastasen möglich.